Die Ionische Ätna-Küste
Mythen und Legenden
Die Gegend der Ionischen Ätna-Küste ist eng mit der Mythologie verbunden. Ein Beispiel dafür ist der Küstenabschnitt, der „Zyklopenküste“ heißt. Es handelt sich um eine kleine, aus sechs Klippen und der unbewohnten Insel Lachea bestehende Inselgruppe, die in einem geschützten Meeresabschnitt liegt.Man erzählt, sie sei aus den Felsen entstanden, die der Zyklop Polyphem Odysseus nachschleuderte, nachdem dieser ihn überlistet und geblendet hatte.
Auch der Ätna hat schon immer zu Mythen und Legenden angeregt, allein durch die Tatsache, dass er bei der einheimischen Bevölkerung Furcht und Respekt einflößt. Unzählige Legenden haben im Verlauf der Jahrhunderte die Entstehung unseres Mongibello mit Zauber und Geheimnissen umwoben: Von Hephaistos über Theseus, Typhon, die Liebesgeschichte zwischen Acis und Galatea bis zur fantastischen Erzählung vom letzten Wunsch des Königs Artus.
Der Mythos von Enkelados
Zu den bekanntesten Legenden gehört bestimmt die des Giganten Enkelados, der sich eines schönen Tages in den Kopf setzte, Zeus von seinem Posten zu stürzen. Unterstützt von seinen Freunden, den Giganten, baute er eine Treppe, um bis in den Himmel zu gelangen und Zeus´ Reich zu erobern. Doch Zeus, der den Versuch bemerkt hatte, schleuderte einen Blitz auf sie und blendete sie. Enkelados blieb so unter dem Ätna begraben, wurde unglaublich wütend und begann, Feuer und Flammen aus dem Krater zu spucken. Eine Gewohnheit, die er jedes Mal, wenn der Ätna ausbricht, wiederholt, um an seine nie gestillte Wut zu erinnern.
Der Mythos des Hephaistos
Die Legende des Hephaistos erzählt, dass ihn die Mutter Hera bei der Geburt so hässlich fand, dass sie ihn vom Olymp hinabschleuderte. Die Nymphen Thetis und Eurynome retteten ihn und zogen ihn auf. Hephaistos wurde so zu einem geschickten Metall- und Goldschmied, dass er das Interesse der Mutter Hera anzog. Sie bat ihn, ihr einen Thron zu bauen – überzeugt davon, dass Hephaistos sie nicht erkennen würde. Doch Hephaistos verstand sofort, dass die Göttin die Mutter war, die ihn als Säugling verstoßen hatte, und beschloss, sich zu rächen: Er baute einen Thron, von dem sie, wenn sie einmal darauf saß, nicht wieder würde aufstehen können. Um den Zauber zu lösen, musste Hera Hephaistos die wunderschöne Aphrodite zur Frau geben und ihm gestatten, zu den Göttern zurückzukehren. Doch das Eheleben mit Aphrodite war nicht einfach: Hephaistos wurde oft von Aphrodite betrogen und verspottet. So beschloss er, den Olymp zu verlassen und sich für immer in das Innere des Ätna zurückzuziehen.
Der Mythos des Typhon
Sizilien soll der Legende nach von Typhon, einem großen Feind des Zeus, getragen worden sein. Eines Tages versuchte dieser dreiköpfige Gigant, den Olymp zu erobern und Zeus bestrafte ihn, indem er ihn in den Vulkan Ätna warf. Vom Berg zerdrückt speit er seither Feuer und Flammen, hält in der rechten Hand Peloro, in der Linken Pachino, Lilibeo auf den Beinen und den Ätna auf dem Kopf und verursacht Erdbeben, wenn er versucht, sich zu bewegen.
Der Mythos von Acis und Galatea
Der Hirt und die junge Nymphe liebten sich sehr. Doch eines Tages verliebte sich auch Polyphem in Galatea. Als die Nymphe eben ins Meer gesprungen war, warf der Zyklope einen Lavafelsen des Ätna nach Acis und tötete ihn. Galatea blieb eine untröstliche Witwe und so beschlossen die Götter, die ihr Leiden nicht mehr ertragen konnten, Acis´ Blut in einen Fluss namens Akis zu verwandeln, der in der Nähe von Santa Maria La Scala fließt, wo sich die beiden Liebenden ewig, über den Tod hinaus, treffen konnten.
Der Mythos des König Artus
Es könnte absurd scheinen, den Namen von König Artus mit dem Ätna zu verbinden, aber die Legenden entspringen manchmal aus vergrößerten Fragmenten der Realität. Die Normannen eroberten Sizilien 1061; sie regierten die Insel über mehrere Jahrzehnte hinweg, so dass die einheimische Kultur unvermeidlich davon beeinflusst wurde. In dieser Zeit begannen sich die anglo-sizilianischen Legenden zu verbreiten, die mit den Heldentaten des König Artus und seiner edlen Ritter in Verbindung standen. Der Legende nach wurde der König der Ritter der Tafelrunde von Mordred zum Kampf herausgefordert, dem Sohn, der aus der inzestuösen Verbindung mit der Schwester Morgana hervorgegangen war, und schwer verwundet. Dem Tode nah beschloss Artus, sein im Kampf beschädigtes Zauberschwert Excalibur dem Getreuen Lancelot zu übergeben. Doch statt ihm zu befehlen, Excalibur in den See zu werfen, kam der sterbende Herrscher von Camelot auf die Idee, das Schwert zu reparieren.
Der Erzengel Michael wollte Artus´ letzten Wunsch erfüllen und brachte ihn nach Sizilien: Der König reparierte das Schwert und schlief nachher in einer Höhle auf dem Vulkan ein. Beim Erwachen lag ein fantastisches Schauspiel vor ihm: Die Aussicht auf das Meer, den blauen Himmel, der Duft der Zitrusbäume. Von so großer sizilianischer Schönheit entzückt bat der König die Götter, ihn in diesem Paradies noch leben zu lassen und darauf aufpassen zu dürfen, dass der Ätna nicht wieder ausbreche und das wunderschöne Land zerstöre. Die Götter erhörten seinen Wunsch und der König baute sich mit der Hilfe der Schwester, der Fee Morgana („Fata Morgana“), eine Höhle im Ätna. Heute sagt man, dass der Vulkan nur erwacht und Lava und Gestein ausstößt, wenn König Artus nach England zurückkehrt, um den englischen Kindern Früchte und Blumen aus Sizilien zu bringen. Während der Abwesenheit des Königs ergreift der Vulkan die Gelegenheit, seine ganze Kraft zu demonstrieren, indem er Lapilli und Asche auf Catania wirft, um sich bei Artus´ Rückkehr dann wieder zu beruhigen.